Wenn der Acker zur Weide wird

© BIO AUSTRIA/Edler

Einfach und praktisch muss es sein, so lautet die Devise am Bio-Hof von Familie Pfeiffer in Neustift im Mühlviertel. Die Weide erfüllt diese Anforderungen vollauf.


Der Bio-Hof Pfeiffer ist umgeben von Ackerflächen. Nur vier Hektar der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche werden als Dauergrünland genutzt. Auf den restlichen der insgesamt 38 Hektar großen Nutzfläche werden Kartoffeln, Getreide, Luzerne und Kleegras in einer acht- bis neunschlägigen Fruchtfolge angebaut. Keine optimale Flächenausstattung für die Weidehaltung aller Rinder – könnte man auf den ersten Blick meinen. Aber weit gefehlt, Familie Pfeiffer setzt seit jeher schon auf die Vorteile der Weidehaltung. Dabei können die 25 Milchkühe und die fünfzehn Kalbinnen selbst entscheiden, wann sie grasen gehen und diese Freiheit nutzen sie auch. Bis Anfang Dezember waren sie vergangenes Jahr draußen unterwegs. Jede Weidefläche ist über einen eigenen Triebweg erreichbar. Einer führt sogar unter der am Hof vorbeiführenden Landesstraße durch. Die Tiere gehen jetzt auch auf die gegenüberliegenden Flächen grasen, ohne dass die Straße abgesperrt oder jemand die Tiere dorthin treiben muss. „Die Unterführung habe ich selbst bezahlen müssen. Das ist bei öffentlichen Straßen so“, erzählt Hermann Pfeiffer, „das Geld hat mich nie gereut.“

Erfahrungen gesammelt

Früher war die Weidehaltung am Bio-Hof Pfeiffer sehr arbeits- und zeitaufwändig. „Die Kühe waren im Sommer bei uns immer draußen. Wir haben jeden Tag den Zaun weitergesteckt, manchmal auch zweimal am Tag. So richtig glücklich waren wir mit der Portionsweide nie. Wenn wir in eine Fläche neu eingetrieben haben, war das Gras genau in der richtigen Höhe. Bis zum Schluss ist uns das Gras davongewachsen. Die Kühe begannen herum zu suchen und haben viel Gras einfach nur zusammengetreten. Dass es nicht optimal ist, haben wir immer auch gleich im Milchtank gesehen“, erzählt Hermann Pfeiffer über seine Erfahrungen.

Auf Kurzrasenweide gesetzt

Seit 2010 wird auf die Kurzrasenweide gesetzt. Dabei wird zwischen den Ackerflächen mit Begrünung und mit Feldfutter gewechselt. Bei Bedarf wird auch noch ein Teil des Dauergrünlands dazu eingezäunt. „Am Anfang war immer die Angst dar, dass wir im Winter zu wenig Winterfutter haben, wenn wir plötzlich so viele unserer Flächen beweiden. Genau das Gegenteil war der Fall“, sagt der überzeugte Weideexperte. Im Frühjahr wird im Stall noch voll gefüttert und die Kühe können schon hinaus. Sie holen sie sich ihre Extraportion Eiweiß von draußen. Oft liegen noch Schneereste auf der Weide, wenn es los geht. Nach 14 Tagen bis drei Wochen, wenn es draußen so richtig zu wachsen beginnt und der Pansen der Tiere sich an das Grünfutter gewöhnt hat, wird im Stall auf die Sommerfütterung umgestellt. Zur Rohfaserversorgung wird nur mehr grobe Silage und Heu angeboten. Zum Energieausgleich bekommen die Kühe im Sommer ein Roggen-Triticale-Gemisch als Kraftfutter. „Unsere Kühe stellen sich die Ration selber zusammen. Man muss es ihnen nur immer anbieten,“ ist auch der Jungbauer Hermann Pfeiffer überzeugt. Noch ein Vorteil hat sich mit der Kurzrasenweide eingestellt. „Wir sparen uns jeden Tag mindestens eine Stunde Arbeitszeit, weil wir den Zaun nicht mehr weiterstecken müssen und die Kühe selbst auf die Weide gehen“, freut sich Hermann Pfeiffer.

Voraussetzungen schaffen

„Im Herbst säen wir als Begrünung Menggetreide – Roggen, Triticale, Hafer – ein. Sobald es zu schossen beginnt, fangen wir auf diesen Flächen mit der Beweidung an. Die jungen Pflanzen halten das Ziehen und Rupfen der Kühe sehr gut aus“, erklärt Hermann Pfeiffer, wie die Ackerflächen, auf denen wegen der Fruchtfolge kein Feldfutter oder Wintergetreide steht, für die Weidehaltung vorbereitet werden. Im Frühjahr ist die Winterbegrünung dann auch das erste Weidefutter. Die Ackerflächen werden nach dem System der Kurzrasenweide bestoßen. Die Kühe sind dann auf rund fünf Hektar großen und die Kalbinnen auf zwei Hektar großen Weiden unterwegs.

Bis zum Umbruch und der Einsaat der jeweiligen Ackerfrucht wird so auf den Ackerflächen flexibel rotiert. Sind als Folgefrucht Kartoffeln geplant, dann grasen die Kühe ein bis zwei Wochen vor der Pflanzung auf dem jeweiligen Acker. Nachdem alle Ackerflächen bebaut wurden, geht es auf die Feldfutter- und Dauergrünlandflächen. Auch dazu gibt es einen Tipp aus dem langjährigen Erfahrungsschatz: „Wir lassen auf der Kurzrasenweide die Kühe das Gras nie ganz hinunterfressen, damit die Wasserverdunstung nicht so hoch ist. Durch die dichte Grasnarbe hält sie dann bei Trockenheit einiges aus.“

Nährstoffe ergänzen

Die Kurzrasenweide ist eine sehr intensive Bewirtschaftungsform, die Gräser wachsen rasch und brauchen auch viele Nährstoffe. Hermann Pfeiffer düngt die Weide regelmäßig mit 1:1 verdünnter Gülle: „Wir mischen im Frühjahr 10 bis 15 Tonnen Steinmehl dazu. Das Steinmehl hat eine größere Oberfläche und bindet den Stickstoff besser. Dadurch wird er langsamer an den Boden abgegeben und es kommt zu geringeren Ammoniakverlusten.“

Am Bio-Hof Pfeiffer ist es gelungen, die Ackerflächen als wertvolle Weidefutterflächen zu nutzen. Gleichzeitig ist der Arbeitsaufwand für die Weide weniger und Zeit für andere Ideen frei geworden.

Autorin:
DI Veronika Edler, BIO AUSTRIA

Betriebsdaten:
Hermann und Margaretha Pfeiffer, Neustift, OÖ
38 ha landwirtschaftliche Nutzfläche, davon 4 ha Dauergrünland
25 Milchkühe
15 Kalbinnen
30 Mastschweine
Kurzrasenweide