Wenn Kälber Saison haben

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Im Winter ist am Bio-Hof Stockinger in der Nähe von Straßwalchen richtig was los. Es ist Abkalbezeit. Warum die Betriebsleiter auf dieses System umgestellt haben und was dies für das Management bedeutet, lesen Sie nachfolgend.
Begonnen hat alles vor dreizehn Jahren bei einem Weidefachtag. „Wir haben damals einen Betrieb mit Kurzrasenweide im Mostviertel besichtigt. Danach waren wir uns einig, das probieren wir auch aus“, erzählen Anneliese und Josef Stockinger. Gesagt, getan, die Weidehaltung wurde umgestellt und weil es einfach zum neuen System dazugehört, wurden auch die gesamten Abkalbungen in die Wintermonate gelegt. Der überwiegende Teil der Kühe kalbt im November und Dezember ab. Nur einzelne kommen im Spätwinter mit dem Kalb.

Herde gleichschalten

Am Bio-Hof Stockinger war der Großteil der Abkalbungen schon immer im Winter. „Die paar Kühe, die außer der Zeit waren, also im Sommer oder Herbst abgekalbt haben, haben wir einfach später besamt“, erklärt Josef Stockinger, wie sie damals in die saisonale Abkalbung eingestiegen sind. „Jetzt beginnen wir Ende Dezember mit dem Besamen. Bis ins Frühjahr, wenn es wieder auf die Weide geht, sind die meisten Kühe trächtig.“ Die jahrelange Erfahrung hat auch gezeigt, dass die Kühe im Winter leichter aufnehmen als während der Weidezeit, wenn der Harnstoffgehalt hoch ist, da man die Frischmelkenden im Stall gezielter füttern kann. Natürlich kommt es alle paar Jahre einmal vor, dass eine Kuh nicht wie geplant aufnimmt. Ist das eine gute Kuh und sie hat am Ende des Winters gekalbt, dann wird mit dem Besamen zugewartet, bis sie wieder in den Ablauf passt. Vom Hof gehen nur Kühe, bei denen ohnehin geplant ist, dass sie verkauft werden.

Für die Nachzucht werden jedes Jahr sieben bis acht weibliche Kälber für die 48 Kühe nachgestellt. Ihren ersten Sommer verbringen sie auf der Kurzrasenweide auf einem zugepachteten Betrieb in der Nachbarschaft. Sie werden schon von klein auf zu „Graserinnen“ erzogen. Bevor sie im zweiten Frühjahr auf die Weide kommen, werden sie besamt. Sie kalben dann im Alter von zwei Jahren ab und passen wieder genau in den Abkalberhythmus am Betrieb.

Keimdruck minimiert

Familie Stockinger sieht in der saisonalen Abkalbung klare Vorteile in Bezug auf die Kälbergesundheit. Die Iglus und die Gruppenbuchten für die kleinen Kälber sind den überwiegenden Teil im Jahr leer. Bis sich der Keimdruck wieder soweit aufbaut, dass er den Kälbern gesundheitliche Probleme bereitet, ist die Abkalbezeit schon wieder vorbei. Kälberdurchfall ist kein Thema. Josef Stockinger führt den guten Gesundheitszustand der Kälber auch auf die Joghurttränke zurück: „Wir mischen das Joghurt zur Hälfte mit Frischmilch. Die Tränke ist dadurch wärmer und angenehmer zu trinken.“

Die Zeit rund um die Abkalbung ist auch für die Kühe eine herausfordernde Zeit. Die Milchproduktion beginnt und der Stoffwechsel stellt sich um. „In der kühleren Jahreszeit erholen sich die Kühe wieder schneller von der Geburt. Auch wenn Komplikationen wie zum Beispiel Milchfieber auftreten, sind diese leichter zu behandeln, wenn es kälter ist“, ist der Biobauer überzeugt.

Einen Vorteil hat die saisonale Abkalbung noch, der für alle spürbar ist. Seit die Kälber alle im Winter auf die Welt kommen, sind die Fliegen im Stall viel weniger geworden.

Arbeit besser planbar

Im Sommer kann die Stallarbeit von einer Person erledigt werden. Um 18 Uhr sind die Kühe gemolken und grasen schon wieder auf der Weide.
„Wir haben auch nicht den Stress, dass wir neben dem Heuen nach einer frisch abgekalbten Kuh und ihrem Kalb schauen müssen oder von der Arbeit weggehen müssen, weil der Tierarzt oder der Besamungstechniker kommen. Im Winter ist es egal, wenn wir eine Stunde länger im Stall stehen, weil die Kälber zu füttern sind. Da ist draußen weniger Arbeit. Es läuft einfach alles entspannter ab“, sind sich Anneliese und Josef Stockinger einig.

Die Kombination Kurzrasenweide und saisonale Abkalbung bewährt sich am Bio-Hof Stockinger schon jahrelang. Seit fünf Jahren wird auch kein Kalb mehr enthornt. Möglich macht das die Zucht auf hornlose Rinder. Aber das ist eine andere Geschichte.

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