Ziegen auf der Weide

© BIO AUSTRIA/Edler

Am Bio-Hof „Angerer“ gehört die Weidehaltung der Ziegen zum Betriebskonzept. Für Matthias Egger braucht es dafür vor allem die richtige Einstellung.


Sobald die Gräser zu spitzen beginnen und die Flächen im Frühjahr ergrünen, kommen die Ziegen am Bio-Hof Angerer auf die Weide. Von dem frühen Austreiben profitieren sowohl der Grünlandbestand als auch die Verdauung der Tiere. Pflanzen und Tiere stellen sich langsam auf die beginnende Weidezeit ein. Zu Beginn wird so viel wie möglich von der Weidefläche einmal überweidet. Danach wird die Weidefläche in etwa zehn Koppeln unterteilt. Wie lange die Tiere im Verlauf des Jahres auf den einzelnen Koppeln sind, hängt von der Größe und dem Futterzuwachs ab.
Geweidet wird seit jeher und Ziegen gehen auch gerne raus, wie der passionierte Landwirt weiß: „Sind die Tiere zufrieden, geht es auch dem Bauern gut“. Wie bei vielen Dingen im Leben, hängt aber auch das Weiden mit Gewohnheit zusammen. Beide, Mensch und Tier müssen sich daran gewöhnen. „Das kann schon mal dauern und hängt vor allem von der Einstellung ab.“
Für Matthias Egger bringt die Weide viele Vorteile mit sich. Die Tiere können nicht nur ihren Bewegungsdrang im Freien ausleben, auch die Kosten und die Futterqualität sind zu beachten. Weidefutter ist sehr billig und auch die Futterverluste sind im Vergleich zur mechanischen Futterbereitung niedriger. „Bei richtigem Weidemanagement sind bis zu 90 % optimales Futter erreichbar“, ist Matthias überzeugt. Die Wasserversorgung wird durch einen Wassertank in Kombination mit einer Badewanne mit eingebautem Schwimmer gewährleistet. Mittels Hoftrac wird die Tränkeeinrichtung auf die jeweilige Koppel transportiert.

Parasiten vorbeugen

Das Parasitenrisiko ist höher, daher braucht es ein gut durchdachtes Weidemanagement. Matthias Egger bietet den Tieren in der „starken“ Weidezeit täglich neues Futter auf der Fläche an. So bekommen die Tiere immer junges und hygienisch einwandfreies Futter. Auch ist er überzeugt, dass Ziegen einen Instinkt für bereits beweidetes und eventuell parasitenbelastetes Futter haben und dieses Futter eher verschmähen. Eine abwechselnde Mäh- und Weidenutzung ist ebenfalls für die Parasitenvorbeugung wichtig. Notwendige Entwurmungen werden nur an Einzeltieren vorgenommen, dafür werden im Vorfeld Kotuntersuchungen gemacht. Im Frühjahr und im Herbst werden die Weideflächen länger bestoßen. Aufgrund der Witterung in dieser Zeit und der damit verbundenen langsamen Biologie der Parasiten, ist ein längeres Verweilen am selben Fleck möglich.

Pflege der Flächen

Auch bei der Pflege der Grünlandflächen wird konsequent verfahren. Jedes Jahr wird ein Teil der Flächen mit passenden Saatgutmischungen nachgesät. Das macht sich bemerkbar und auch bezahlt. Durch die Saat im August haben die Samen ausreichend Licht und Feuchtigkeit für ihre Entwicklung. Auch das Zeitfenster, in dem das Saatgut ausgebracht werden kann, ist größer, da die Entwicklung des Bestandes langsamer verläuft und dadurch der Konkurrenzdruck für die Keimlinge niedrig ist. Ein weiterer positiver Nebeneffekt ist die Robustheit der Futterflächen bei Nässe. Schäden durch Maschinenreifen hat er Dank der dichten Grasnarbe kaum. Mit seinen Futtererträgen braucht sich Matthias Egger nicht zu verstecken, auch nicht im Vergleich mit intensiven Nachbarbetrieben. Futterreste auf den Weiden werden gemulcht.

Auf Nährstoffe achten

Bei der Düngung spielt für Matthias Egger Festmist die größte Rolle. Dieser wird zwei- bis dreimal umgesetzt. Das Umsetzen fördert die Verrottung und beschert Matthias einen krümeligen Rottemist. Dank der feinen Struktur sind nach der Ausbringung keine weiteren Pflegemaßnahmen am Feld nötig. Nach einer Frühjahrsdüngung mit rund 16 m3 pro Hektar zu Beginn der Weidesaison werden die Flächen nach jeder Nutzung gedüngt. Im Laufe des Jahres kommt so in etwa dieselbe Menge an Mist noch einmal auf die Flächen. Bei der Nährstoffversorgung der Wiesen und Weiden ist auch der phosphorreiche Mist der Legehennen ein großer Vorteil, der Anteil von Geflügelmist liegt bei rund 25 %.

Ziegen und Kitze

Der Stalldurchschnitt am Bio-Hof Angerer beträgt rund 800 Liter. Bei der Fütterung liegt der Fokus auf bestem Grundfutter, es werden rund 0,3 kg Kraftfutter pro Tier und Tag verfüttert. Mit dem Leistungsniveau ist Matthias zufrieden, Hochleistung und Bio-Landwirtschaft passen für ihn nicht zusammen. Die Ziegen werden vom eigenen Burenbock gedeckt, Tiere zur Bestandsergänzung zugekauft. Die Kitze werden mit Bio-Kuhmilch von einem benachbarten Betrieb aufgezogen. Das anfallende Kitzfleisch wird selber vermarktet, über die Edelteile freuen sich Kunden des Hofladens und Gasthäuser. Die weniger wertvollen Teile werden von einem Metzger zu Würsten verarbeitet.

Autor:
Tobias Lienhart Bsc., BIO AUSTRIA Tirol

Betriebsdaten
Familie Angerer, Bad Häring, Tirol
650 m Seehöhe
12 ha Grünland (vier Schnitte), 30 ha Wald
1300 Legehennen, 100 Saanenziegen
Ø Milchleistung: 800 l