Agroforstsysteme anschlussfähig machen durch sorgfältige Planung

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Agroforst (AF) – die Kombination von Gehölzen und krautigen Pflanzen auf derselben Fläche – gewinnt als multifunktionelles Landnutzungssystem zunehmend an Bedeutung zur Schaffung klima-resilienter Agrarökosysteme. Durch die zunehmend verehrenden Hitzewellen, Trockenperioden und Extremniederschläge werden zukünftig immer höhere Einschränkungen für gewisse Produktionsbereiche erwartet (z.B. Weidehaltung, Ackerbau): Es stellt sich nicht mehr primär die Frage nach möglichst hoher Produktivität, sondern vielmehr nach einer möglichst hohen Pufferung ertragsmindernder Faktoren.

Die Einbindung von Gehölzen hilft dabei Wind-und Wassererosion effektiv zu reduzieren, die Bodenfeuchte zu erhöhen, Schatten für Weidetiere zu spenden, Nährstoffe und Wasser aus dem Unterboden zu mobilisieren und Nützlinge zu fördern.

Diese Effekte sind wissenschaftlich mittlerweile mehrfach nachgewiesen. Die Erzeugung von Obst, Nüssen, Stamm- und Energieholz stellt darüber hinaus eine zusätzliche Einkommensquelle für landwirtschaftliche Betriebe dar.

Moderne AF-Systeme sind an die derzeitige Produktionstechnik der Landwirtschaft angepasst und stellen bei guter Anlage keine Einschränkung für die landwirtschaftliche Nutzung dar.

Trotz der vielen Vorteile und des hohen politischen Drucks auf Klimaschutz- und Anpassung in der Landwirtschaft, spielt AF in Österreich derzeit noch keine Rolle und es gibt kaum etablierte Systeme. Damit sich das ändert braucht es einerseits praxistaugliche rechtliche Rahmenbedingungen (Stichwort „Erhaltungspflicht“ von Gehölzen) und eine agroforstspezifische Investitionsförderung. Andererseits braucht es Anlaufstellen für die Beratung zu agroforstspezifischen Fragen und Planung von AF-Systemen (Beides ist derzeit im Aufbau bei BIO AUSTRIA und FiBL).

Wichtig ist zu verstehen, dass die ökologischen und ökonomischen Vorteile von AF-Systeme nur durch eine sorgfältige Planung und Pflege genutzt werden können. Ein Grund warum derzeit nur wenige AF-Systeme gut entwickelt und rentabel sind, ist einerseits die fehlende Priorisierung und Unterstützung (Förderung und Beratung) von Pflege-und Baumschutzmaßnahmen in den ersten Jahren. Hier wird oft der relativ hohe Arbeitsaufwand für den Erziehungsschnitt, Baum-und Wildschutz sowie Baumstreifenpflege unterschätzt. Dieser ist besonders in den ersten Jahren notwendig für eine erfolgreiche Etablierung. Mit einer sorgfältigen Planung und Beratung vorweg, lässt sich dieser Aufwand jedoch abschätzen und an betriebliche Ressourcen (Arbeitskapazität, Maschinen, Know-how und Kapital) und Standortbedingungen  anpassen. Eine Konsequenz davon könnte z.B. sein, das gewünschte AF-System schrittweise über mehrere Jahre zu etablieren und zunächst auf Teilflächen zu beginnen. Auf diesem Weg können AF-Systeme etabliert werden, die auch anschlussfähig sind und einen Mehrwert für den Betrieb darstellen.

Zertifikatslehrgang Agroforst

Eine gute Möglichkeit, die Grundlagen von Agroforstsystemen kennenzulernen, gibt es nun mit dem ersten „Zertifikatslehrgang Agroforst“ mit Start am 19. Februar. Die Plätze sind begrenzt und werden weniger!