Problempflanzen auf der Weide

© Starz
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Damit eine Weidefläche langfristig gute Erträge und hohe Futterqualitäten bereitstellt, ist es wichtig, auf Problempflanzen frühzeitig zu reagieren.
Sowohl intensive als auch extensive Weidenutzung kann die Entwicklung typischer Problempflanzen begünstigen.

Weidedruck entscheidend

Ein Faktor, der das Auftreten von unerwünschten Arten begünstigen kann, ist der Weidedruck.
Je geringer dieser ist, umso eher können sich gewisse Pflanzen großflächig ausbreiten. Ein niedriger Weidedruck bedeutet, dass den Tieren ausreichend Futter zur Verfügung steht und sie zu selektieren beginnen. So werden wenig schmackhafte oder teilweise giftige Pflanzen nicht mehr gefressen und können sich auf der Fläche mit der Zeit ausbreiten. Ein guter Indikator für einen geringen Weidedruck ist, wenn währen der Beweidung die Fläche mehrmals nachgemäht werden muss. Im Gegensatz dazu muss bei einem hohen Weidedruck kaum eine Pflegemaßnahme auf der Fläche gesetzt werden, da die Geilstellen immer wieder an- und abgefressen werden.
Bei einem hohen Weidedruck können die Tiere nicht mehr selektieren und fressen so gut wie alle Pflanzen. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist der Scharfe Hahnenfuß. Bei einem sehr hohen Weidedruck nehmen die Anteile sehr stark ab. Bei einem späten Weidebeginn oder bei geringen Viehbesätzen auf der Fläche, wird diese Giftpflanze kaum bis nicht angerührt. Rasch erfolgt nach der Blüte die Samenbildung, die in weiterer Folge wieder auf die Fläche fallen. In den Lücken keimen die Samen und somit kommt es zu einer Ausbreitung über die Weidejahre hinweg. Bei einem hohen Weidedruck werden keimende Jungpflanzen bereits mitgefressen und so die Ausbreitung verhindert beziehungsweise deutlich reduziert. Durch die geringe Menge an gefressenen Pflanzenmaterialien ist die Giftwirkung kaum relevant.
Auch der Stumpfblättrige Ampfer ist ein Beispiel, der sich bei einem zu geringen Weidedruck ausbreiten kann. Die wenig schmackhaften Blätter werden von den Tieren stehen gelassen. Ist einmal viel Ampfer auf der Fläche vorhanden, so dauert es viele Jahre, bis dieser zurück geht, sofern begleitend die Grasnarbe mit Nachsaaten geschlossen wird.

Wertvolle Arten stärken

Andererseits kann ein hoher Weidedruck auch zur Ausbreitung unerwünschter Arten führen. Ein Beispiel dafür ist die Lägerrispe. Diese in hellgrünen verfilzenden Teppichen wachsende Grasart breitet sich dann sehr stark aus, wenn die Konkurrenz der übrigen wertvollen Arten schwindet. Die ertragsbestimmenden wertvollen Futtergräser leiden immer an einer intensiven Nutzung und einer zu geringen Düngung. Ist noch ein gutes Gerüst an wertvollen Weidearten wie Englisches Raygras oder Wiesenrispengras in der Fläche vorhanden, so bewirkt eine Erhöhung der Düngermenge eine Stärkung dieser wertvollen Arten. Dadurch kommt es automatisch zu einem langsamen Rückgang der wenig wertvollen Lägerrispe.

Distel & Rasenschmiele

Auf Hutweiden gehören Problempflanzen vor allem zu den Unternutzungszeigern. Bekannte Vertreter sind die Disteln. Die Stacheln bilden einen natürlichen Fraßschutz, die Tiere meiden diese Pflanzen. Disteln reagieren empfindlich auf eine häufige Nutzung und sind daher auf mehrschnittigen Wiesen nicht vertreten. Sie können auch auf intensiven Weiden vermehrt auftreten, wenn diese nicht regelmäßig abgemäht werden. Entweder durch eine flächige Nachmahd oder die Nester werden mit einer Sense oder Motorsense abgeschnitten. Bei konsequenter Umsetzung sollte die Ausbreitung von unterschiedlichsten Distelarten kein Thema sein.
Auch die Rasenschmiele kann sowohl auf extensiven als auch auf intensiven Weiden zum Problem werden. Die harten und scharfen Blätter werden von den Tieren in der Regel gemieden. Ohne konsequentes Nachmähen bilden die Horste der Rasenschmiele bald Samen und die sehr hohen Rispenstände sorgen für eine weite Verbreitung auf der Fläche. Ein hoher Weidedruck und ein früher Weidebeginn helfen, sie in Zaum zu halten. Die jungen Blätter sind noch sehr weich und werden in diesem Stadium vom Weidetier mitgefressen. Auf Flächen mit Rasenschmiele müssen die Samenstände rechtzeitig vor der Blüte abgemäht werden, damit der Vermehrungszyklus dieser horstförmigen Grasart unterbunden wird.
Problempflanzen benötigen aber immer zuerst eine Lücke im Bestand, damit sie überhaupt wachsen können. Aus diesem Grund darf die rechtzeitige Nachsaat von Weiden nicht zu lange hintangehalten werden.

Rechtzeitig Maßnahmen setzen

Grundsätzlich gilt auf der Weide auch das, was für jede Grünlandnutzung gilt. Auf unerwünschte Veränderungen muss sofort reagiert und nicht erst der Entwicklung zugeschaut werden. Ansonsten sind Sanierungen immer zeitaufwändig und kostspielig. Die Regulierung von Problempflanzen auf der Weide lässt sich auf zwei wesentliche Maßnahmen reduzieren. Zum einen ist es wichtig, sie rechtzeitig abzumähen, um sie zu schwächen oder die Vermehrung über Samen zu verhindern. Zum anderen muss das wertvolle Grasgerüst durch Düngung und Nachsaat gestärkt werden.

Autor: 

DI Walter Starz, Bio-Institut der HBLFA Raumberg-Gumpenstein