Schweine mit Stroh erwarten Gutes

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Am Schweinetag der BIO AUSTRIA Bauerntage erzählte Dr. Sandra Edwards Erstaunliches: Mastschweine, die auf Stroh gehalten wurden, sehen ein volles Glas, während Artgenossen aus Spaltenbuchten ein leeres sehen. Wenn man das so sagen kann …

Die (konventionelle) Schweineexpertin aus Großbritannien fasste in ihrem Vortrag viele neue Untersuchungen zusammen, die positive Seiten von Stroheinstreu beweisen. Sie zeigte unter anderem, dass Schweine seltener verletzt sind, weniger häufig Magengeschwüre haben und seltener Verhaltensstörungen zeigen, wenn sie Stroh als Einstreu bekommen (im Vergleich zu strohlosen Systemen).

Stroh macht mutig und „cool“

Besonders überraschend waren aber jene Untersuchungen, die zeigen, dass Stroh offenbar auch positiven Einfluss auf den „seelischen Zustand“ der Tiere hat. So berichtete Dr. Edwards von einer niederländischen Untersuchung, die zeigte, dass „Strohschweine“ weniger Angst haben als jene aus strohlosen Systemen: Die Tiere näherten sich rascher neuen Objekten oder fremden Personen als ihre Artgenossen ohne Einstreu.

Eine andere Untersuchung wies nach, dass Ferkel, die während der Aufzucht im Stroh lebten, als Mastschweine seltener Schwanzbeißen zeigten. Und vor allem: Dass sie „cooler“ reagierten, wenn die Fütterungsanlage abgestellt wurde. Die Tiere aus Strohsystemen reagierten auf diesen Stress deutlich seltener mit Schwanzbeißen als jene aus Spaltenställen.

training mit und ohne Stroh

Die positiven Wirkungen von Stroh erstrecken sich offenbar auch auf die „Gemütsstimmung“ der Schweine. Um das herauszufinden, wurden Mastschweine sowohl in reizarmen, strohlosen Systemen auf Teilspalten gehalten als auch in „angereicherten“, mit Stroh eingestreuten Ställen. Die Tiere beider Gruppen wurden darauf trainiert, dass sie beim Erklingen eines bestimmten Geräuschs bei einer Luke eine Belohnung in Form eines Apfels, bei einem anderen Geräusch an der Luke eine milde „Strafe“ erhielten.

Nach fünf Wochen im jeweiligen System wurde der „Gemütszustand“ der Schweine getestet, indem ihnen ein neutrales, bisher unbekanntes Geräusch eingespielt wurde. Damit wollte man sehen, ob die Schweine nun entweder eine Belohnung erwarten und zur Luke gehen (also „positiv“ gestimmt sind, eher „ein volles Glas“ erwarten) oder ob sie eine Bestrafung fürchten („negativ“ gestimmt sind, „ein leeres Glas sehen“) und die Luke meiden. Danach wurden die Gruppen getauscht und sie verbrachten jeweils eine Woche im anderen Stall. Zu Beginn und am Ende dieser Woche wurde ihr Verhalten wieder getestet. Dann kamen die Schweine in den ursprünglichen Stall mit Stroh zurück und wurden ein letztes Mal getestet.

Strohschweine sind optimistischer

Was ergaben diese Tests? Jene Schweine, die im Strohsystem lebten, zeigten in den Wochen während des Trainings mehr Erkundungs- und Spielverhalten und weniger aggressives Verhalten als jene Tiere, die in der Spaltenbucht lebten. Beim Erklingen des „neutralen“ Geräuschs liefen die „Strohschweine“ erwartungsvoll zur Luke (zu 95%). Nach einem Tag im Spaltenstall waren sie skeptischer (nur noch 30%, die zur Luke liefen) und am 6. Tag im reizarmen Stall erwarteten sie kaum noch Gutes (20% schauten zu Luke). Nach ihrer Rückkehr in die Strohbucht wurden sie offenbar wieder optimistisch: 80% liefen am ersten Tag zur Luke, sobald ein unbekanntes Geräusch ertönte.

Einstreu macht froh

Dr. Sandra Edwards wies mit diesem Versuch darauf hin, dass Stroh neben anderen Funktionen auch einen positiven Einfluss auf die Gefühlslage der Schweine ausübt. Schweine, die sich mit Stroh beschäftigen können, sind nicht nur toleranter gegenüber Stress, sondern sehen ihre Umwelt offenbar auch „freundlicher“ als wenn ihnen kein Stroh zur Verfügung gestellt wird.
Biologische Schweinehalter/innen, die ausreichend viel Stroh einstreuen, können also mit wissenschaftlicher Unterstützung sagen, dass ihre Bio-Schweine glücklicher sind als konventionelle!

Autorin: Sonja Wlcek