BIO AUSTRIA Bauerntage 2017: Europas größte Bio-Weiterbildungsveranstaltung gestartet

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© BIO AUSTRIA Faber

Grabmann: Landwirtschaft muss ökonomisch, ökologisch und sozial nachhaltig werden – einheitlicher Bio-Mindeststandard an Fachschulen gefordert.

Unter dem Motto „Orientierung in bewegten Zeiten“ haben heute, Dienstag, die 13. BIO AUSTRIA Bauerntage im Bildungshaus Schloss Puchberg bei Wels begonnen. Über 900 Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben sich in diesem Jahr für die größte, regelmäßig stattfindende Weiterbildungsveranstaltung der Biolandwirtschaft in Europa angemeldet. Über 80 Referentinnen und Referenten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Praxis und Beratung werden bis 2. Februar in 11 Fachtagen ihr Fachwissen weitergeben.

In ihrer Eröffnungsrede ging BIO AUSTRIA-Obfrau Gertraud Grabmann auf die Auswirkungen von politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen in der jüngsten Zeit ein. „Umbrüche, Negativschlagzeilen am laufenden Band und wirtschaftliche Herausforderungen gehen nicht spurlos an den Menschen vorbei, sondern haben beinahe zwangsläufig Verunsicherung zur Folge.“ In solchen herausfordernden Zeiten sei es besonders wichtig, Orientierung zu finden. Am Eröffnungstag beschäftigen sich die BIO AUSTRIA Bauerntage daher folgerichtig mit Modellen, die geeignet sind, Orientierung zu geben – etwa mit der Umweltenzyklika „Laudato Si“ von Papst Franziskus oder dem gemeinsamen Prozess „Bio 3.0“ der deutschsprachigen Bioverbände unter dem Titel „Mit Bio die Zukunft der Landwirtschaft gestalten“.

Gerade die Biolandwirtschaft könne Orientierung geben, betonte Grabmann in ihrer Rede. „Seit je her spielen Werte eine große Rolle in der Biologischen Landwirtschaft. Werte wie die Würde der Tiere, der Schutz der natürlichen Ressourcen oder die Verantwortung gegenüber der nachfolgenden Generationen. All diese Werte wurden schon von den Pionieren der biologischen Landwirtschaft gelebt und sie bilden nach wie vor das Fundament, auf dem wir unsere tägliche Arbeit auf unseren Höfen verrichten“, so die Obfrau.

Die steigende Nachfrage nach Bio-Produkten und die wachsende Zahl der Biobäuerinnen und -bauern komme nicht von Ungefähr. „Die Gesellschaft trägt immer höhere Ansprüche an die Landwirtschaft heran. ‚Nur‘ – unter Anführungszeichen – Lebensmittel zu produzieren ist nicht genug. Die Gesellschaft verlangt immer lauter nach ökologisch und gesundheitlich unbedenklichen Lebensmitteln und darüber hinaus nach sauberer Luft, reinem, unbelastetem Wasser und aktivem Tierschutz. All das gewährleistet die Biolandwirtschaft und das mache sich letztlich auch in der Nachfrage bemerkbar“, so Grabmann.

Das derzeitige Agrarsystem, das auf Wachstum um jeden Preis ausgerichtet ist, sei hingegen keine Option für die Zukunft, konstatierte die BIO AUSTRIA Obfrau. „Die Landwirtschaft steht vor der Herausforderung nicht nur ökonomisch, sondern auch ökologisch und sozial nachhaltig zu werden. Daher benötigen wir einen Umbau, einen Paradigmenwechsel“, so Grabmann. In diesem Zusammenhang sei künftig unter anderem das Prinzip „öffentliche Mittel für öffentliche Güter“ zu verfolgen. „Ökologisch nachhaltige Landwirtschaft, insbesondere die Biolandwirtschaft, erbringt eine Reihe von gesellschaftlichen Leistungen, die derzeit nicht entsprechend honoriert werden. Das muss sich ändern. Gleichzeitig muss auch Kostenwahrheit geschaffen werden. Nur dann gibt es gleiche und faire Voraussetzungen für alle Formen der Landwirtschaft“, betonte Grabmann.

Mehr Bio an landwirtschaftlichen Fachschulen gefordert

Weiters wies die BIO AUSTRIA-Obfrau darauf, dass eine nachhaltige Landwirtschaft enorm Wissens-basiert sei. Hier gebe es noch eine große Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit, auch in Österreich. „Die Landwirtschaft der Zukunft wird ökologisch sein. Daher müssen wir den Menschen auch das entsprechende Wissen vermitteln, um den Anforderungen dieser Landwirtschaft gerecht zu werden“, so Grabmann. Die BIO AUSTRIA Obfrau sieht in diesem Bereich Aufholbedarf, speziell im Bereich der landwirtschaftlichen Fachschulen. „Derzeit gibt es von Bundesland zu Bundesland und von Schule zu Schule ein unterschiedlich ausgeprägtes Angebot an Bio-Lehrinhalten. Was wir allerdings brauchen ist ein einheitlicher Mindeststandard in der Vermittlung von Wissen über Bio-Landwirtschaft“, betonte die Obfrau. „Österreich ist Bio-Europameister – gerade deswegen darf man sich auch in der Ausbildung eine adäquate fachliche Wissensvermittlung erwarten. Derzeit entspricht das Angebot nicht der weiterhin steigenden wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bedeutung der biologischen Landwirtschaft“, konstatierte Grabmann abschließend.

Umweltenzyklika „Laudato Si“ mit Bezug zur Landwirtschaft

Dr. Johann Neumayer, Umweltreferent der Diözese Salzburg und Biologe, brachte dem interessierten Publikum anschließend die wesentlichen Inhalte der Enzyklika näher. Gerade für den landwirtschaftlichen Bereich habe das Werk wesentliche Implikationen, da sie sich unter anderem mit der Nahrungsmittelproduktion als einer der Kernfragen der Zukunft aber auch mit den ökologischen Folgen intensiver Landwirtschaft beschäftige, betonte Neumayer. Die Enzyklika greife aktuelle Probleme auf und sei ein Weckruf, um eine nachhaltige Entwicklung einzuleiten, zog Neumayer eine Parallele zur Biolandwirtschaft. Nicht zuletzt rufe Papst Franziskus die Politik auf, ihre Verantwortung wahrzunehmen. „Ausreichende Versorgung mit Nahrungsmitteln ist eine Frage der Menschenwürde. Diese Aufgabe darf nicht alleine dem Markt überlassen werden, sondern ist primär Handlungsauftrag für die Politik“, genauso wie die Förderung regionaler Ernährungssouveränität und (klein)bäuerlicher Strukturen, erläuterte der Theologe inhaltliche Forderungen der Enzyklika abschließend.

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